von mike1024 am Mo 23. Sep 2013, 23:10
Die Reise der sanften Riesen - Der Kapitän
Ebenezer blieb noch einige Tag in der Stadt. Er hatte noch Besorgungen und Einkäufe zu machen. Ausserdem wollte er seinen ältesten Sohn Mathew treffen, der schon seit mehreren Tagen hier war. Der wollte seine Aufwartung bei den Woodman's und vor allem bei deren Tochter Linda machen.
Erbenezer war das nur recht, Linda war das, was man eine gute Partie nannte. Man würde sehen was sich daraus entwickeln würde, Mathew war jetzt alt genug für eine Ehe. Ausserdem wäre es ganz gut, wenn er eine Frau hätte, würde er doch eines Tages die Farm erben.
Hellpaw und Flower nahmen so etwas gelassen, denn Katzen sehen solche Dinge aus einer ganz anderen Sicht.
Bei den Woodman's lebten keine Katzen, daher waren Hellpaw und Flower meist mit sich selbst beschäftigt und ausgerechnet in diesen Tagen wurde Flower rollig.
Hellpaw war das nur mehr als recht und daher kam es auch, dass Flower in dieser Zeit trächtig wurde. Es gab in der Stadt nur sehr wenig Katzen, daher hatte er keine Konkurrenz zu befürchten. Außerdem waren die wenigen Kater der Stadt keine Waldkatzen und daher viel kleiner und bei weitem nicht so kräftig wie Hellpaw.
Die Familie Woodman lebte am Stadtrand und Christian Woodmann hatte einen Laden, der mit Eisenwaren handelte. Er war oft lange unterwegs in das weit entfernte Biddeford, wo er Ware einkaufte, Nägel, Beschläge, Stacheldraht und andere Dinge aus Eisen.
Wenn es tatsächlich zu einer Verbindung zwischen Mathew und Linda kam, würden sich die Familien öfter besuchen.
Zwei Tage später reiste Ebenezer mit seiner Familie wieder zurück. Mathew ritt gutgelaunt auf seinem Pferd nebenher. Auf der Farm war fast alles in Ordnung, nur die Schweine hatten den Pferch durchbrochen und den Gemüsegarten umgewühlt. Doch fortgelaufen war keines. Der Schaden war schnell behoben und dann ging alles wieder seinen alltäglichen Gang.
Zwei Monate später gebar Flower vier Junge, zwei Katerchen und zwei Kätzchen.
Der Hochsommer war gerade vorbei, als Mathew wieder einmal die Woodman's besuchen wollte. Und natürlich würde er Linda ein Geschenk mitbringen.
Er dachte über dieses und jenes nach, aber was gab es schon auf der Farm, was seiner Angebeteten gemäß wäre?
Dann hatte er die Idee! Zwei Kätzchen aus Flowers Wurf, das wäre das richtige Geschenk.
Linda war sehr tierlieb, das wusste Mathew. Die Kleinen waren jetzt vier Monate alt und konnten nun gut in ein neues Zuhause kommen.
Er wählte das rotgefleckte Katerchen und das schwarzweiße Kätzchen.
Einen Namen wollte er den Beiden nicht geben, das würde er mit Freuden Linda überlassen.
An einem Sommermorgen, noch vor Anbruch der Dämmerung ritt er los. Mit dem Pferd wäre er schneller als mit der Kutsche und würde schon am Abend in der Stadt sein. Er hatte Tage zuvor einen kleinen Holzkäfig gezimmert, in dem jetzt die beiden Katzengeschwister untergebracht waren. Der Käfig war fest mit den Satteltaschen verzurrt.
Den beiden Kätzchen passte das Ganze gar nicht. Erst der enge Käfig, dann dieses Gerüttel und Geschaukel.
Sie waren beide ganz aufgeregt und freuten sich, als Mathew eine Pause einlegte. Doch auch da ließ er sie nicht aus dem Käfig. Die Sonne stand schon tief, als sie die Stadt erreichten.
Linda war nicht da, sie musste noch eine Besorgung erledigen. Sarah, Lindas Mutter, begrüsste ihn und bat ihn herein. Über den Käfig hatte er ein Tuch gelegt und stellte das ganze auf dem Boden ab. Sarah schaute mit Verwunderung darauf, denn sie hörte seltsame kratzende Geräusche daraus, dann ein ganz leises "mauuu". Endlich kam auch Linda.
Die Begrüssung fiel sehr herzlich, aber auch förmlich aus. Mathew und Linda wären jetzt am liebsten alleine gewesen, doch die erwartete Höflichkeit zwang sie zu einer Förmlichkeit, der sie am liebsten entronnen wären. Und dann hob Mathew das Tuch vom Käfig.
Da saßen sie, rot und schwarzweiß. Richtige Fellknäul. Und wie sie schauten.
Linda war ganz hingerissen. Sie liebte Tiere, hatte aber bis jetzt keine eigene besessen.
Dann griff sie in den Käfig und holte beide heraus. "Wie heissen sie?" fragte Linda. "Oh, sie haben noch keinen Namen, ich dachte, Du gibst ihnen Namen." antwortete Mathew.
"Ich werde darüber nachdenken, welche Namen zu ihnen passen." meinte Linda.
Dann erwähnte sie das Thema nicht mehr. Doch den ganzen Tag sah man sie die Katzen anschauen und immer wieder spielte sie mit ihnen.
Der Kater untersuchte das Haus intensiv und rannte aufgeregt von einer Ecke in die nächste, während die Katze eher bei Linda blieb und schmusen wollte.
So kam Linda endlich zu einem Entschluss.
"Mathew, siehst du, wie der Kleine herumrennt und das Mädchen wie mein kleiner Sonnenschein bei mir bleibt?"
"Ja, die sind beide so süß"
"Eben, und deshalb nenne ich den Roten Racer und das Mädchen Sunshine."
So hatten die Geschwister einen Namen erhalten und lebten sich schnell bei der Familie Woodman ein.
Racer stromerte oft durch die Stadt, während Sunshine lieber bei der Familie blieb.
Sie gewöhnte sich nach kurzer Zeit an, Linda und ihrem Vater überall hin zu folgen.
Es gab nun einige Katzen und Kater hier und mittlerweile waren drei davon Waldkatzen. Die anderen hatten die Siedler aus dem fernen Europa mitgebracht.
Die Zeit verging und die Geschwister waren nun viel mehr als ein halbes Jahr alt. Noch waren sie nicht so groß wie eine ausgewachsene Waldkatze, doch trotzdem schon sehr imposant.
Und im Herbst wurde Sunshine zum ersten mal rollig.
In den Nächten war das Geschrei und Gezerfe im Garten für die Familie fast nicht auszuhalten. Alle Kater der Stadt hatten sich dort versammelt.
Blacky und Sir Fluffy, die beiden Waldkater, machten schliesslich das Rennen unter sich aus.
Sie waren am grössten und stärksten und alle anderen hatten nicht die Spur einer Chance.
In der folgenden Zeit wurde Sunshine noch anhänglicher und folgte vor allem Christian überallhin. Da sie nie störte, war es ihn recht. Die Leute grinsten zwar und tuschelten hinter vorgehaltener Hand, doch da Christian mit seinem Eisenwarenhandel ein angesehener Mann war, blieb es dabei. Einige, die schon von den grossen Katzen der Farmer gehört hatten, sagten sogar, dass dieses nicht einmal das schlechteste wäre. Die Familie kümmerte sich nicht darum und die Katzen erst recht nicht. Sunshine war jetzt trächtig und in einigen Wochen würde sie gebären.
Der Herbst war schon weit fortgeschritten, als sich Christian wieder einmal auf den Weg nach Biddeford machte. Er wollte vor dem Winter dort Waren einkaufen und hatte deshalb den grossen Wagen und die Pferde vorbereitet. Und wie so oft würde ihn wohl Sunshine begleiten.
Die Fahrt dorthin würde drei Tage dauern und er würde auch einige Tage in Biddeford bleiben um seine Geschäfte abzuschließen. Sunshine hatte es sich auf dem Wagen zwischen einigen Decken gemütlich gemacht und genoss die Fahrt. Öfter machten sie Rast und Sunshine nutze das, um herumzustromern und zu sehen, ob sie etwas erlegen konnte. Nachts schlief Christian im Wagen, während Sunshine die Gegend erkundete. Sie hatte auch Markierungen von anderen Katzen gefunden und in der zweiten Nacht einen Versammlungsplatz. Einige Katzen waren da, von den Farmen, aber auch welche von den ganz wenigen, die noch in der Wildnis lebten.
Was sie untereinander berieten, hat nie jemand erfahren, doch Sunshine kehrte sehr zufrieden zum Wagen zurück. In der Mittagszeit des dritten Tages kamen sie in Biddeford an.
Während der Reise war es ruhig geblieben. Christian hatte zwar, wie alle Reisenden, ein Gewehr dabei, doch das nur zur Sicherheit, den auf den Wegen waren wenig Menschen unterwegs.
Anders war es in Biddeford. Das lag nah am Meer und der Hafen war nicht weit entfernt.
Die Seeleute feierten und zechten in den Saloons und oft gab es Streit. Jedenfalls hatte der Sheriff und seine Gehilfen alle Hände voll zu tun. Sunshine war nicht das erste mal hier und schaute neugierig aus dem Wagen, als sie in die Stadt einfuhren. Einige Männer sahen sie, schauten erst sehr verwundert und fingen an zu lachen. Denn eine Katze auf einem Wagen, das hatte es noch nie gegeben und dann auch noch so eine grosse und mit so einem dichten Pelz!
Mancher hatte schon davon gehört, dass es auf den Farmen Riesenkatzen gäbe, die den Menschen wie Hunde folgten, doch gesehen hatte hier in Biddeford so eine Katze noch niemand. Es gab auch einige, die Sunshine auf den ersten Blick für einen Waschbären hielten.
Zwei Schiffe waren vor kurzem draußen in Pool vor Anker gegangen, eines davon mit Fracht aus Boston für Christian's Eisenwarenladen. Deshalb herrschte auch viel Betrieb auf den Strassen von Biddeford. Da waren Händler, Seeleute, die Schauerleute, aber auch zwielichtiges Gesindel, wie in jeder Hafenstadt.
Christian musste zuerst zum Kontor um die Papiere fertig zu machen, bevor er seine Ware im Lagerhaus abholen konnte. Immer gefolgt von Sunshine, ging er entlang an Geschäften und Saloons. Er war so in Gedanken versunken, dass er unvermittelt mit einem Mann zusammenstieß, der gerade aus einem Saloon kam.
Er entschuldigte sich, dann sah er den Mann genauer an. Irgendwie erinnerte er ihn mit seiner Hornbrille an einen Waschbären.
Offensichtlich war er Seemann, wie Christian unschwer an seiner Kleidung erkennen konnte.
Der Mann entschuldigte sich ebenfalls, dann bückte er sich und streichelte Sunshine über den Kopf.
"Eine wunderschöne Katze. Ich liebe Katzen und habe selber welche. Wie heißt sie?"
"Sie heißt Sunshine," sagte Christian, "doch mit wem habe ich die Ehre?"
"Oh, sie entschuldigen Sir, ich habe mich nicht vorgestellt. Nennen sie mich einfach Tom, zu ihren Diensten. Ich bin Kabinensteward auf der GLEN LAURIE, die zur Zeit in Pool vor Anker liegt."
"Keine Ursache Tom, es ist ja nichts passiert. Mein Name ist Christian Woodman, ich bin in Geschäften hier."
"Sehr erfreut Mr. Woodman, doch nun entschuldigen sie mich, ich werde auf dem Schiff erwartet."
Er wandte sich um und Christian sah ihm noch eine Weile nach. Ein Seemann als Katzenfreund, was es nicht alles gab. Dann betrat er kopfschüttelnd den Kontor.
Tom war ziemlich sauer. Den ganzen Tag hatte ihn der Erste Maat nur schikaniert und rumgescheucht. Natürlich war Seefahrt kein Zuckerschlecken, doch was dieser Mistkerl veranstaltete, ging zu weit. Er schwor sich, eines Tages würde er Kapitän auf der GLEN LAURIE sein und dann würde es vorbei sein mit den Schikanen. Er musste sich erst etwas beruhigen, daher war er erst vom Pool nach Biddeford gegangen und hatte sich im Saloon einige Drinks genehmigt.
Und dann auch noch vor dem Saloon der Zusammenstoss mit diesem Händler. Heute war einfach nicht sein Tag. Der einzige Lichtblick war die Katze gewesen, die dieser Woodmann bei sich gehabt hatte. Tom mochte Katzen sehr.
Denn es gehörte auch zu Toms Pflichten als Kabinensteward, nach den Katzen zu sehen und dafür zu sorgen, dass immer welche an Bord waren. Die Ratten hatte in letzter Zeit gewaltig überhand genommen und nur die Katzen waren in der Lage diese Plage einzudämmen. Leider musste er immer wieder neue Katzen an Bord bringen, denn manche verliefen sich in fremden Häfen und fanden nicht rechtzeitig zurück, wenn die GLEN LAURIE auslief.
Tom träumte davon, das es Schiffskatzen gäbe, die immer bei ihm blieben und nicht wegliefen. Im Winter war es besonders schlimm, denn viele Katzen waren dieses Klima nicht gewohnt und starben. Neu angekommene Siedler aus Europa brachten manchmal ihre Katzen mit, aber das geschah nicht allzu oft, außerdem wollten die ihre Katzen nur selten hergeben und so blieb das Problem bestehen.
Mürrisch machte er sich zurück auf den Weg nach Biddeford Pool.
Zwischenzeitlich hatte Christian ein Menge Papierkram hinter sich. Sunshine hatte sich auf einem Stuhl zusammengerollt und schlief.
Draußen vor dem Kontor wurde es laut. Wahrscheinlich war wieder irgend ein Streit unter Betrunkenen zugange, doch das ging ihn ja nichts an.
Endlich war alles erledigt und mit Sunshine im Gefolge ging Christian wieder nach draußen.
Draußen war der Streit inzwischen eskaliert. Einige Schauerleute waren wohl mit dem Ergebnis eines Pokerspiels nicht einverstanden und bezichtigten sich gegenseitig des Falschspiels. Es wurde immer lauter und erste Faustschläge fielen.
Christian machte einen weiten Bogen um die Raufbolde und überquerte die Straße.
Plötzlich fiel ein Schuss. Sunshione drückte sich sofort auf den Boden und Christian drehte sich hin zu den Streitenden aus deren Richtung der Schuss gekommen war. Er sah nicht, wie hinter ihm ein Pferd mit einem Einspänner durch den Schuss in Panik geraten war und auf ihn zu gallopierte. Das Pferd streifte ihn nur, doch der Einspänner krachte voll gegen seine Beine und rollte über ihn weg. Er lag im Staub und konnte sich nicht mehr bewegen. Einige Leute kamen angerannt, auch der Sheriff mit zwei Gehilfen. Jemand hatte das Pferd zum Stehen gebracht und beruhigt, während der Sheriff sich um die Streithammel kümmerte.
Christian wollte aufstehen, doch es gelang ihm nicht. Sunshine hatte sich auch von dem Schreck erholt und kam zu Christian. Sie schnüffelte an ihm, rieb sich und fing an zu schnurren. Einige Männer hoben Christian hoch und trugen ihn weg von der Strasse.
Sunshine maunzte, doch niemand schenkte ihr Beachtung, alle Aufmerksamkeit war auf Christian gerichtet. Jemand rief nach dem Arzt. Kurze Zeit später kam der Arzt und untersuchte ihn. "Ja, Sir, da ist das Bein gebrochen. Ich werde es schienen müssen und dann werden wir weiter sehen." meinte er, "Aber sie sind nicht aus Biddeford. Haben sie eine Unterkunft hier?" "Nein," antwortete Christian, "ich wollte nur meine Waren abholen und erst dann nach einer Unterkunft schauen." "Oh. Tut mir leid Sir, aber das dürfte nicht möglich sein. Ich werde sie einige Nächte bei mir einquartieren, dann werden wir weitersehen."
Sunshine hatte dem Ganzen zugesehen, doch sie begriff nicht, was die Menschen machten.
Christian war verletzt, da sollte er doch ein sicheres Versteck suchen und leise sein. Doch die Menschen verhielten sich oft seltsam und sie nahm es eben hin. Gut, sie würde bei ihm sein und ihn gesundschnurren, wie die Katzen es in der Wildnis machten. Denn auch wenn sie nicht wusste, warum das so war, war allen Katzen bekannt, dass Schnurren Verletzungen schneller heilen ließ, vor allem, wenn Knochen verletzt waren.
Doch die Menschen hoben jetzt Christian auf eine Trage und trugen ihn in ein Haus.
Sunshine wollte ihnen folgen, doch die Männer ließen es nicht zu. Christian hatte jetzt starke Schmerzen und sah Sunshine nicht. Er hätte bestimmt dafür gesorgt, dass sie mit ihm gehen konnte. So aber saß sie vor dem Haus des Arztes und wartete.
Es dämmerte bereits und Sunshine wartete immer noch. Doch dann wurde sie hungrig. Nun, hier eine oder zwei Mäuse zu erwischen, war ja kein Problem und da sie wusste, wo Christian war, konnte sie jederzeit hierher zurückkehren. Doch der nächste Tag verging und Christian kam nicht wieder. Mehrmals hörte sie seine Stimme, also musste er noch hier sein. Sie richtete sich auf eine längere Wartezeit ein und dehnte ihre Streifzüge immer weiter aus.
Tom hatte inzwischen auf der GLEN LAURIE nach dem Rechten gesehen und nun auf dem Weg zur Farm. Die Farm, am Rande des kleinen Hafens Biddeford Pool gelegen, wurde Tarbox Farm genannt und war Toms zuhause, wenn die GLEN LAURIE hier im Hafen lag. Sie gehörte Joseph Tarbox, einem Freund von Enoch Snow, dem Kapitän der GLEN LAURIE. Kapitän Snow hatte auch dafür gesorgt, dass Tom mit den Katzen auf der Tarbox Farm wohnen konnte, wenn das Schiff hier im Pool vor Anker lag.
Auf der Farm waren die Katzen untergebracht, die er dann mit aufs Schiff nahm, wenn es wieder auf die Reise ging. Die GLEN LAURIE würde erst in einigen Tagen auslaufen, also konnte er bis dahin auf der Tarbox Farm bleiben. Als er das Haus betrat, wurde er von dreien der Rattenjäger freudig begrüsst. Tom schaute sich um, es hätten doch vier sein müssen, wo war Snuggles? Nach einigem Suchen fand er schließlich Snuggles. Der Kater hatte sich hinter der Küchenbank verkrochen und sah ziemlich elend aus. Er war schon alt, über 14 Jahre, und Tom hatte nicht genug Geld um mit ihm zum Veterinär nach Biddeford zu gehen. Ausserdem bezweifelte er, dass der sich mit Katzen auskannte, denn eigentlich schaute er nur nach den Pferden und dem Vieh der Farmer in der Umgebung. So blieb Tom nichts anderes übrig, als Snuggles zu streicheln und zu kraulen.
Lange beschäftigte er sich mit dem Kater und es war spät, als er zu Bett ging
In dieser Nacht hatte er zum ersten mal den Traum.
Sunshine war auf der Suche nach einem sicheren Wurfversteck auf die Landbrücke geraten, die Biddeford mit Biddeford Pool verband.
In der Stadt war es ihr zu umtriebig, sie brauchte einen ruhigen Platz wo sie ihre Jungen zur Welt bringen konnte. Außerhalb waren kaum Häuser und einige wenige Farmen. Die Luft roch hier anders, salzig.
Es gab auf der Landbrücke nur einige kleine Farmen
Nach zwei Tagen des Suchens in der Stadt und der Umgebung war sie hierher gekommen. Und sie sah in der Ferne Masten. Wo Masten waren, da waren auch Schiffe. Obwohl die Masten und damit auch die Schiffe noch ziemlich weit entfernt waren, zog es sie dorthin.
Trotzdem musste sie bald einen sicheren Platz finden, denn mittlerweile drängte die Zeit und die Geburt stand kurz bevor.
Unterwegs kam sie an einer der Farmen vorbei. Im Garten der Farm sah sie etwas merkwürdiges.
Ein Mann war gerade damit beschäftigt, in diesem Garten ein Loch zu graben. Neben ihm stand eine kleine Holzkiste.
Sunshine bemerkte die Traurigkeit dieses Mannes. Er hatte Tränen in den Augen.
Langsam kam Sunshine näher. Ein Geruch lag in der Luft, ein Geruch des Todes.
Und er kam aus der Kiste. Da war eine tote Katze drin, Sunshine roch es.
Und jetzt erkannte sie den Mann. Es war dieser Tom, den sie vor einigen Tagen zusammen mit Christian vor dem Saloon getroffen hatte.
Jetzt legte Tom sein Werkzeug ins Gras und wollte nach der Kiste greifen.
Erstaunt hielt er inne, als er Sunshine sah. Es schien, als ob er nachdachte. Sunshine konnte die Traurigkeit dieses Mannes förmlich riechen.
Sie sah ihn an und begann zu miauen. Tom beugte sich zu ihr hinunter und begann, ihr den Kopf zu kraulen. Sunshine liess es zu, ja er genoss es förmlich.
"Du bist doch Sunshine, wenn ich mich recht erinnere." sagte Tom. " Ja, du bist Sunshine! Wie kommst du denn hierher? Wo ist denn Mr. Woodman?" Er erhielt keine Antwort, Sunshine schaute ihn nur an. Dann strich sie um seine Beine.
Mit Tränen in den Augen nahm er die Holzkiste und versenkte sie in dem Loch das er gegraben hatte. Dann schaufelte er das Loch wieder zu. Sunshine hatte dem Ganzen unverständlich zugeschaut, sie begriff nicht, warum Tom die Kiste mit der toten Katze vergaben hatte. Wieder strich sie ihm um die Beine. Doch dann erinnerte sie sich, dass in den alten Erzählungen die Rede davon war, dass die Wikinger es manchmal genau so gemacht hatten.
Zumindest kannte sie die Geschichte von Snorri, der Geyfa und Aldavinur auch begraben hatte, als sie gestorben waren. Dieser Tom wurde ihr immer angenehmer.
Lange stand Tom noch an dem Katzengrab und Sunshine blieb bei ihm.
Dann bückte er sich und hob Sunshine hoch. Er begann sie zu streicheln, während er langsam auf das Haus zuging. Man konnte es über eine große Veranda betreten. Innen sah das Haus aus wie jedes Farmhaus. Und es roch nach Katze! Sehen konnte Sunshine keine, doch der Geruch war eindeutig. Da war auch eine Küche in der Tom jetzt mit Sunshine auf dem Arm zu hantieren begann. "Du siehst aus, als wärst du hungrig, schauen wir mal was wir so haben." Aus einem kleinen Fass holte er ein Stück Pökelfleisch und hielt es Sunshine unter die Nase. Die schnupperte erst einmal, doch dann schnappte sie nach dem Fleisch.
Dann setzte sich Tom in einen großen Sessel, die Katze auf dem Schoß.
Er streichelte Sunshine wieder am Rücken und begann dann ihren Bauch zu kraulen. Plötzlich stutzte er. "Grosser Gott, bist du etwa trächtig?" Er tastete ihren Bauch ab. "Ja, ganz eindeutig und so wie ich das sehe, werden deine Babys sehr bald zur Welt kommen. Nun meine Liebe, dann denke ich mal, du bleibst erst mal hier. Morgen wird Molly kommen, dann werden wir weitersehen." Sunshine fühlte sich bei Tom sehr wohl und begann zu schnurren.
Wieder begann Tom zu reden, als wäre die Katze ein Mensch. "Weißt du es ist seltsam. Vor zwei Tagen kam ich von der GLEN LAURIE hierher zurück und fand Snuggles krank vor. Er war über 14 Jahre bei mir und so ein lieber Kater." Tom streichelte Sunshine wieder, dann fuhr er fort: "In der Nacht hatte ich das erste Mal diesen seltsamen Traum.
Da waren lauter langhaarige, große Katzen, genau wie du. Sie lagen, saßen und standen auf einer Wiese. Und mittendrin ein großer Kater mit kurzem, sandfarbenem Fell. Er wirkte irgendwie ehrfurchteinflößend. Und er schaute mich an, auf eine Art, die mir durch und durch ging. Weißt du wie das ist, wenn ein Mensch von einer Katze auf diese Art angeschaut wird? Du weißt es nicht! Eine lange Zeit schaute er mich so an und ich meinte, mein Innerstes würde nach außen gekrempelt. Dann fing der Kater zu sprechen an. Beim Klabautermann, er fing wirklich zu sprechen an, der Teufel soll mich holen, wenn's nicht so war. Er sagte nur: ,Gib ihnen eine Heimat.' Nur dies, ,Gib ihnen eine Heimat.', sonst nichts. Dann bin ich aufgewacht."
Sunshine hob den Kopf und schaute Tom an.
"Und heute," fuhr Tom fort, "ist Snuggles gestorben. Er war sehr oft mit mir auf See und der einzige, der immer rechtzeitig zum Schiff zurückfand. Nur die letzten beiden Fahrten war er nicht dabei, denn er war schon alt und hat hier auf der Tarbox Farm sein Gnadenbrot erhalten." Tom kamen wieder die Tränen.
"Und in der letzten Nacht, bevor er starb, hatte ich dann wieder denselben Traum."
Wieder streichelte er Sunshine.
"Weißt du, ich habe mich gefragt, was er bedeutet. Doch wenn ich dich so sehe, wie du zu mir gekommen bist und wann, dann glaube ich zu wissen, was der sandfarbene Kater in meinem Traum mir sagen wollte. Aber wir werden sehen."
Plötzlich war ein Scheppern zu hören und dann ein leises Tapsen.
Sunshine drehte sofort die Ohren nach dem Geräusch, dann den Kopf.
Da sah sie die Katze. Sie schlich langsam zur Tür herein, misstrauisch den Blick auf Sunshine gerichtet. Sie war kleiner als diese und hatte ein kurzes schwarzgrau gestreiftes Fell. Langsam kam sie näher.
"Das ist Cheri," sagte Tom, "sie lebt auch hier. Dann sind da noch Buster und Diabolo. Ich denke, du wirst mit ihnen klarkommen, es sind öfter neue Katzen hier und sie kennen das, wenn jemand neues hier einzieht."
Sunshine schaute neugierig auf Cheri, die vorsichtig näher kam. Nein, kein Fauchen, kein Buckeln, nur Vorsicht. Viel Vorsicht, man weiß ja nie...
Doch dann war das Eis gebrochen. Cheri schnupperte an Sunshine und die ließ es geschehen.
Dann fing sie an, Sunshine über den Kopf zu lecken.
Sie war auf der Tarbox Farm aufgenommen!
Buster und Diabolo traf sie erst spät in der Nacht. Es gab mit den beiden Katern dann doch erst ein ziemliches Gefauche, aber dann wurde sie auch von ihnen willkommen geheißen.
Auch die Kater waren kleiner und hatten ein sehr kurzes Fell.
Am Morgen spürte Sunshine ein erstes schmerzhaftes Ziehen im Bauch. Die Geburt stand unmittelbar bevor. Tom hatte ihr im Wohnzimmer einen großen Korb mit einem Kissen zurechtgemacht, in den sie sich zurückzog. Es war noch nicht Mittagszeit, als sie drei Kätzchen geboren hatte, ein Katerchen und zwei Mädchen. Sie biss die Nabelschnur durch und leckte die drei winzigen Katzenbabys trocken. Sofort suchten sie ihre Zitzen und begannen zu trinken. Tom war die ganze Zeit in der Nähe und hatte alles beobachtet.
Als er sah, dass alles gut gelaufen war und die Jungen offensichtlich gesund waren, sagte er zu Sunshine: "Gut hast du das gemacht. Doch bald kommt Molly und ich werde euch eine Weile alleine lassen. Ich werde nach Biddeford gehen und sehen, ob ich Mr. Woodman finde.
Ich muss ihm doch erzählen wo du bist und was passiert ist, nicht war?"
Um die Mittagszeit kam Molly. Jonathan und Molly Haley lebten auf der Haley Farm, etwa eine Meile von der Tarbox Farm entfernt und Molly kam öfter herüber und schaute nach Toms Katzen. Die Tarbox Familie beschäftigte sich auch mit den Katzen und Joseph war auch froh darüber, dass welche auf der Farm waren, doch sie konnten sich nicht so darum kümmern, wie sie eigentlich gewollt hätten.
Molly war ganz hingerissen von den Neugeborenen und hätte sie am liebsten geknuddelt.
Doch sie wusste, dass sie Sunshine und ihre Kinder fürs erste in Ruhe lassen musste.
Sie hatte schon einiges von den so genannten "Bauernkatzen" oder auch "Shag Cats", Zottelkatzen, wie sie manchmal genannt wurden, gehört, die auf den weit verstreuten Farmen in den Wäldern leben sollten, doch gesehen hatte sie noch keine.
Und hier war jetzt eine und was für eine wunderschöne. Molly konnte gar nicht mehr wegsehen.
Tom hatte sich unterdessen fertiggemacht. Er wollte nach Biddeford, und schauen ob Mr. Woodman noch in der Stadt war. Immerhin musste er ja wissen, wo Sunshine jetzt war und dass sie eine Weile bei ihm bleiben würde.
In der Stadt konnte er den Geschäftsmann nicht finden, so fragte er sich durch. Doch erst der Hufschmied konnte ihm Auskunft geben. Bei ihm waren Wagen und Pferde des Eisenwarenhändlers untergestellt, daher wusste er, dass Christian Woodman im Haus des Arztes war.
Es klopfte an der Tür. Christian fragte sich, wer das sein könnte, er wusste, dass der Arzt zur Zeit ausser Haus war. Sein Bein hatte der Arzt geschient, doch die Schmerzen waren immer noch heftig, obwohl jetzt schon mehrere Tage vergangen waren.
"Herein." rief Christian. Langsam öffnete sich die Tür und ein Kopf mit einer Hornbrille auf der Nase schob sich herein. Christian konnte ein Schmunzeln nur schwer unterdrücken. Denn der Kopf hatte, vor allem wegen der Brille, eine entfernte Ähnlichkeit mit einem Waschbären. Dann kam es ihm wieder in den Sinn. Das war doch dieser Tom, mit dem er vor dem Saloon zusammengestoßen war. Was wollte der denn hier?
"Verzeihung Sir, wenn ich sie einfach hier belästige, aber ich würde gerne mit ihnen reden."
Christian war irritiert. "Mit mir reden? Worüber denn, wir kennen uns doch nur flüchtig, oder irre ich mich?" "Nun Sir, es ist wegen ihrer Katze, Sunshine." "Was ist mit ihr, ich habe mich schon gefragt, wo sie ist. Ich kann ja nicht nach ihr schauen, wie sie unschwer erkennen können. Ist ihr etwas passiert?"
"Nein Sir, da kann ich sie beruhigen, sie ist wohlauf und sie ist in meiner Obhut. Ja, und Sir, es ist so, sie hatte heute Vormittag einen Wurf von drei Kätzchen. Daher denke ich, dass es das Beste ist, wenn sie eine Weile bei mir bleibt, wenn sie einverstanden sind."
Christian hatte gewusst, dass Sunshine trächtig war, doch er hatte geglaubt, dass bis zur Geburt noch einige Zeit blieb und sie dann wieder zuhause wären.
Gut, es war nun eben so und dieser Tom schien ja ein Katzenkenner zu sein.
Ausserdem blieb ihm zu Zeit nichts anderes übrig. So stimmte er Toms Vorschlag zu.
Er hatte einen berittenen Boten zu seiner Familie geschickt, mit einem Brief, in dem er die Situation erklärte. Sunshines Verschwinden hatte er nicht erwähnt, denn Sarah, seine Frau, würde jetzt andere Sorgen haben. Seine Tochter würde zwar traurig sein, doch das ging jetzt nicht anders.
"Nun," sagte Christian, "ich danke ihnen, dass sie sich um Sunshine kümmern und sobald ich wieder gehen kann, werde ich mich auf jeden Fall erkenntlich zeigen Mr...?"
"Tom, wie ich schon sagte."
"Nur Tom?"
"Nein, eigentlich Thomas. Thomas Coon."
Und so blieben Sunshine und ihre Jungen auf der Tarbox Farm. Die GLEN LAURIE lief nach einigen Tagen in Richtung Boston aus. Die Frachträume waren voll mit Mais, daher hatten Cheri, Buster und Diabolo ziemlich zu tun um die Ratten, die sich an Bord geschlichen hatten, im Zaum zu halten. Passagiere waren nur zwei an Bord, beides Geschäftsreisende, daher hatte Tom in seiner Funktion als Kabinensteward nicht all zuviel zu tun.
Molly Haley sorgte inzwischen für Sunshine und ihre Kätzchen. Joseph Tarbox war erleichtert, dass seine Familie das nicht tun musste, denn sie hatten genug Arbeit auf der Tarbox Farm. Und nach drei Wochen war die GLEN LAURIE aus Boston zurück.
Eines Tages fuhr ein Einspänner vor und ein Mann mit einer Krücke stieg umständlich aus.
Christian Wooodman machte einen Besuch auf der Farm. Er wurde von der Familie Tarbox herzlich begrüßt und auch Tom war da.
Christian hatte sich soweit erholt, dass er nach hause reisen konnte und er wollte nach Sunshine schauen. Mitnehmen würde er sie noch nicht können, dafür waren ihre Jungen noch zu klein. Also würde sie wohl den Winter über bei Tom bleiben müssen. Aber er wusste, dort war sie gut versorgt.
Und er fragte Tom, wie er sich denn erkenntlich zeigen könnte.
Der druckste erst verlegen herum. "Nun, Mr. Woodman, es ist so..." "Heraus mit der Sprache, und keine Hemmungen!" "Sir, sie werden Sunshine nach dem Winter wieder abholen, nur..."
"Was, nur?" "Es ist einfach so, dass wir uns an die drei Kleinen gewöhnt haben und sie sehr mögen, daher, Sir, wenn es nicht zu vermessen ist, bitte ich sie, ob wir nicht eines oder zwei behalten könnten." "Thomas, das ist das mindeste, mit dem ich mich bedanken kann. Aber wissen sie was, ich schenke ihnen alle drei."
Tom war sprachlos, das hatte er nicht erwartet.
Christian blieb noch einige Zeit auf der Tarbox Farm und fuhr dann gegen Abend nach Biddeford zurück.
So zog Sunshine also ihre Jungen auf der Tarbox Farm auf. Tom nannte den Kater Silver, weil er ein fast silberfarbiges Fell hatte, den beiden Katzen gab er die Namen Blinky und Jessy.
Der Winter kam und die drei wurden grösser. Sie entdeckten die Farm und ihre Umgebung.
Mit Cheri, Buster und Diabolo kamen sie meistens gut aus. Manchmal gab es zwar ein Gezerfe und Gefauche, doch schnell war alles wieder gut.
Der Winter ging vorüber und die ersten Blüten streckten sich der Sonne entgegen, als eine offene Kutsche Vorgefahren kam. Christian Woodman war mit seiner Tochter Linda gekommen um Sunshine abzuholen. Es gab eine grosse Begrüssung und dann wollte Linda gleich nach Sunshine schauen. Die schnupperte erst vorsichtig an ihrer Hand, dann erkannte sie Linda und fing sofort zu schnurren an.
Christian Woodman und seine Tochter blieben noch einen Tag auf der Tarbox Farm.
Dann fuhren sie mit Sunshine nach hause.
Da sie die offene Kutsche hatten und nicht Christians schweren Transportwagen, würde die Fahrt nur zwei Tage dauern.
Am Abend des ersten Tages machten sie Rast in einem kleinen Gehöft. Dort wollten sie übernachten. Sunshine war in den letzten Stunden unruhig gewesen, daher hatte sie Linda auf den Arm genommen und gekrault. Die Sonne war bereits am untergehen und sie wollte noch etwas in der Kutsche nachsehen, als Sunshine ihr plötzlich vom Arm sprang und auf den Wald zurannte.
Linda war erst erschrocken, dann rannte sie, laut nach Sunshine rufend, hinterher.
Die Bäume standen hier nicht so dicht, auch gab es kaum Unterholz, so dass sie der Katze folgen konnte. Sunshine rannte jetzt nicht mehr, sondern lief nur noch in einem etwas schnelleren Tempo. Linda konnte ihr folgen. Sie rief jetzt nicht mehr, sondern versuchte nur noch, der Katze hinterherzukommen. Es war schon fast dunkel und sie konnte Sunshine gerade noch erkennen. Sie waren schon tief im Wald, als Sunshine unvermittelt stehen blieb.
Langsam ging die Katze weiter. Der Mond war inzwischen aufgegangen und sein fahler Schein schimmerte durch die Bäume. Linda wusste nicht, wie sie Sunshines Verhalten deuten sollte. Jedenfalls konnte sie erkennen, dass die Katze erst auf etwas hinabsah und dann langsam irgendwo hinunterging. So vorsichtig wie möglich pirschte Linda sich näher.
Ihr bot sich ein seltsames Bild. Da war eine kleine Senke, bedeckt mit altem Laub. Zwei Bäume und eine Menge Gebüsch wuchsen auch darin. An einer Seite war eine freie Fläche.
Vielleicht lag es auch am schwachen Mondlicht, doch Linda glaubte ihren Augen nicht zu trauen. Denn mitten auf der freien Fläche saßen sechs, nein, jetzt waren es sieben, Katzen.
Soweit sie in dem Dämmerlicht erkennen konnte, war eine davon Sunshine. Die anderen kannte sie nicht, doch es waren alles diese großen, langhaarigen Waldkatzen. Sie saßen einfach so da. Nichts weiter geschah. Es war still. Die Katzen schauten sich gelegentlich gegenseitig kurz an, das war alles, was an Bewegung zu erkennen war. Linda wusste nicht, wie lange sie schon da gestanden und diese unheimliche Zeremonie beobachtet hatte. Sie traute sich nicht zu rühren. Plötzlich, wie auf ein Kommando, standen alle Katzen auf und liefen in verschiedene Richtungen davon. Auch Sunshine lief auf dem Weg zurück, den sie gekommen war. Sie musste unweigerlich an Linda vorbeikommen. Das tat sie auch, doch sie lief an der ihr vorbei, als wäre die nicht vorhanden. Linda war sprachlos und machte keinen Schritt. Da blieb Sunshine stehen, drehte sich um, und schaute Linda an, als würde sie die junge Frau auffordern, doch endlich mitzukommen. Die war völlig durcheinander. Sunshine hatte gewusst, dass sie da war! Und sie hatte das als völlig selbstverständlich hingenommen.
Ab dem Tag betrachtete Linda alle Katzen mit anderen Augen.
Auf der Tarbox Farm lief unterdessen alles seinen gewohnten Gang. Tom war mit der GLEN LAURIE nach Philadelphia unterwegs und Silver, Blinky und Jessy waren bei ihm. Für die drei Geschwister war es die erste Seereise. Buster und Diabolo hatte er auch mitgenommen.
Cheri war auf der Farm geblieben, denn auch dort wurde eine Mäusejägerin gebraucht.
Molly schaute gelegentlich nach ihr. Eines abends wollte sie gerade nach hause gehen, als sie ein leises Miauen hörte. Sie schaute sich danach um und da sah sie einen riesigen langhaarigen Kater, der sie interessiert musterte. Er war ähnlich wie Sunshine, gross und langhaarig. Verblüfft musterte sie ihn, dann sagte sie: "Wo kommst du denn her? Wem gehörst du denn?" Der Kater schaute sie weiterhin an und das irritierte Molly so ziemlich. Doch dann ging sie weiter in Richtung Haley Farm. Einmal drehte sie sich um und der Kater saß immer noch an derselben Stelle und schaute ihr nach. Die Sache ging ihr die ganze Nacht nicht mehr aus dem Kopf und so beschloss sie, am nächsten Tag ziemlich früh noch mal nach Tarbox zu gehen, es war ja nur eine Meile dorthin. Als sie am nächsten Morgen dort ankam, saß der Kater vor der Haustüre, als ob er sie erwartet hätte. Joseph Tarbox war bereits auf den Feldern, doch die Tür wurde eigentlich nie abgeschlossen. Also öffnete sie die Tür und sofort lief der Kater hinein, als wüsste er wohin er wollte und würde sich hier auskennen.
"Na gut," meinte Molly "du willst wohl hierbleiben. Das kannst du meinetwegen auch. Trotzdem werde ich herumfragen, ob dich jemand vermisst. Tom kommt erst in einer Woche wieder und dann werden wir weitersehen. Doch bis dahin brauchst du einen Namen."
Sie sah den Kater genauer an. Er war grau mit schwarzen Flecken. Auf dem Rücken hatte er einen auffälligen schwarzen Streifen. "Weißt du was," sagte Molly "ich nenn' dich Strippes, weil du den lustigen Streifen auf dem Rücken hast." Strippes ließ durch nichts erkennen, ob er mit der Namenswahl einverstanden war und begann das Haus zu erkunden. Cheri war nicht im Haus, doch er roch sie. Doch offensichtlich hatte er nichts dagegen, dass noch mehr Katzen im Haus wohnten. Molly beschloss, jeden Tag nach Strippes zu schauen. Am Sonntag würden sie mit Jonathan nach Biddeford in die Kirche gehen, dort konnte sie dann einige Leute fragen, ob sie ihren Kater vermissten.
Doch ihre Überraschung war gross, als sie am nächsten Tag wiederkam und zwei weitere dieser Langhaarkatzen im Haus fand. Sie war völlig perplex.
Der Sonntag kam und bis dahin waren nochmals zwei aufgetaucht und hatten sich einquartiert. Jetzt waren es schon fünf! Molly glaubte nicht mehr, dass die Katzen jemand gehörten und einfach so entlaufen waren. Da steckte mehr dahinter.
Strippes indes schien sich hier wohlzufühlen. Er war vor Tagen, als er hier angekommen war, ziemlich ausgehungert gewesen. Die lange Wanderung war wohl schuld daran. Molly wusste es nicht, aber er war einer der wenigen Waldkatzen die noch in der Wildnis gelebt hatten. Vor einiger Zeit hatte sich unter den Katzen eine Nachricht wie ein Lauffeuer verbreitet. Es kam von einer Katze namens Sunshine. Sie hatte sich mit anderen an einem Versammlungsplatz getroffen und eigentlich nur berichtet, wie es ihr in letzter Zeit ergangen war. Und sie hatte von Thomas Coon erzählt. Niemand hat je erfahren, was die Katzen sich auf dieser Versammlung sonst noch erzählt und was sie beschlossen haben, doch manchmal, so scheint es, haben sie Kenntnis von Dingen, die den Menschen verschlossen bleiben.
Jedenfalls machten sich alle, die noch in der Wildnis lebten, auf den Weg nach Biddeford Pool und Strippes war nur der Erste gewesen, der angekommen war.
Drei Wochen später legte die GLEN LAURIE im Pool an.
Und dort hatte sich sehr viel geändert. Als sie in Philadelphia vor Anker lagen, hatte der Erste Maat wieder einmal Streit angefangen. Er war wie so oft betrunken gewesen. Dann hatte er mit Kapitän Snow gestritten und der Streit war immer mehr eskaliert. Als der Erste Offizier eingreifen wollte, hatte der Maat sein Messer gezückt und den Ersten Offizier niedergestochen. Natürlich war der Maat sofort verhaftet und der Erste Offizier in ein Hospiz gebracht worden. Ob er überleben würde, wusste noch niemand. Als ob das noch nicht genug wäre, hatten einige der Mannschaft nach dem Vorfall ihre Heuer verlangt und waren von Bord gegangen. Kapitän Snow konnte es ihnen nicht verdenken. Doch nun stand er nur noch mit einem Drittel seiner Mannschaft da. Auf die Schnelle war kein Ersatz zu finden. Also bot er einem der verbliebenen einfachen Matrosen die Stelle des Ersten Maats an. Und Tom sollte Erster Offizier werden, denn er wusste, dass Tom sowieso das Kapitänspatent machen wollte und bereits jetzt eifrig lernte. Außerdem mochte er Tom und auch seine Katzen und er würde sich freuen, wenn Tom eines Tages seine Stelle einnehmen könnte.
Er hatte schon Toms Vater Israel gekannt, sie hatten zusammen im Unabhängigkeitskrieg gekämpft.
Also lief der Viermastschoner mit Thomas Coon als Erstem Offizier in Biddeford Pool ein.
Mit Buster und Diabolo auf dem Arm und Silver, Blinky und Jessy im Gefolge machte sich der frischgebackene Erste Offizier auf den Weg zur Farm.
In Philadelphia hatte er bei der Abreise ein kleines Problem mit Buster und Diabolo zu lösen gehabt. Die Beiden waren herumgestromert und Tom hatte Mühe, sie gerade noch rechtzeitig aufstöbern, bevor das Schiff ablegte.
Silver, Blinky und Jessy waren zwar auch mehrmals von Bord gegangen, jedoch immer nur für kurze Zeit, sonst waren sie ihm fast wie Hunde bei Fuss gefolgt. Mit der Überlegung, wen er bei der nächsten Fahrt mitnehmen sollte, kam er auf der Farm an.
Molly erwartete ihn bereits. Sie war etwas durcheinander. "Ist etwas passiert?" fragte Tom.
"Ich weiß nicht. Nein, eigentlich nicht. Oder doch. Also komm erst mal rein."
Im Wohnzimmer setzte er sich erst mal in einen Sessel. Er schaute sich um. Alles war wie sonst. Plötzlich gab es ein Poltern und Joseph Tarbox kam zur Tür herein.
"Ah Thomas, da bist du ja. Da hast du uns ja was eingebrockt." Tom verstand jetzt überhaupt nichts mehr. Plötzlich kam durch die immer noch geöffnete Tür eine große haarige Katze in den Raum. Sie schaute sich um, sprang auf das Fensterbrett und legte sich hin. Alle anderen im Raum ignorierend schaute sie zum Fenster hinaus. Tom schaute Molly fragend an. "Darf ich vorstellen," sagte sie "Strippes!" Tom sagte immer noch nichts. "Ach ja, bevor ich's vergesse," fuhr Molly fort, "da wären auch noch Carlos, Ramses, Dotty und Marie-Lou. Nur damit du's weißt." Tom brachte nur "wa... wa... wa ...?" heraus. "Thomas, ich weiß nicht, wo sie herkommen. Jonathan war in Biddeford und hat alle möglichen Leute gefragt, ob sie ihre Katze vermissen. Niemand vermisst eine Katze. Und alle sind sie von der gleichen Rasse wie Strippes hier. Einige Farmer haben solche Katzen, aber ich glaube nicht, dass sie dort entlaufen sind. Die kamen von alleine und absichtlich hierher."
Jetzt hatte sich Tom einigermaßen gefasst. Er dachte nach.
Katzen mochte er sehr und hätte am liebsten einen ganzen Haufen davon gehabt. Doch er wohnte nun mal auf der Tarbox Farm und die gehörte Joseph Tarbox. Allerdings war er jetzt Erster Offizier und hatte folglich mehr Heuer. Nun, er würde sich mit Joseph einigen, der würde bestimmt nichts gegen ein paar Dollars mehr haben. Und auch Molly Haley würde nicht leer ausgehen.
Strippes indes schien das ganze nicht im geringsten zu interessieren. Er hatte schon gewusst, als er hier ankam, dass er am richtigen Ort war. Alle, die noch in der Wildnis lebten, wussten davon und sie würden kommen. In voller Länge lag Strippes ausgestreckt auf der Fensterbank und fühlte sich einfach nur wohl.
Den Ganzen Abend debattierten sie und schließlich stand fest, die Katzen konnten bleiben.
Die Farm war groß genug und sie waren fast Selbstversorger. Damit war das auch geregelt.
Erst über eine Woche später Tage lief die GLEN LAURIE wieder aus, denn es musste erst wieder eine neue Manschaft angeheuert werden. Diesmal waren sechs Katzen mit an Bord, doch Tom hatte nur die neu zugezogenen mitgenommen, denn er hatte auch bei ihnen die Erfahrung gemacht, dass sie ihm auf Schritt und Tritt folgten. Der Schoner sollte diesmal länger unterwegs sein, Die Route führte diesmal über Boston, New York und Philadelphia bis Portsmouth. Strippes war auch dabei auf dieser Reise und da die GLEN LAURIE lange im Pool vor Anker gelegen hatte und auch eine Menge Lebensmittel als Fracht an Bord hatte, hatte das eine Menge Ratten angezogen. Jedenfalls erwischte er gleich am ersten Tag drei dieser gefräßigen Biester. Doch da gab es lose Bretter in einem Verschlag, hinter die er nicht herankam und genau dahinter hatte sich das Rattenvolk verschanzt. Die anderen Katzen versuchten sich auch daran, doch die Nager konnten sich durch die engen Schlitze zwängen.
Doch Katzen haben Geduld, viel Geduld. Strippes hatte auch Geduld. Die Ratten waren zwar vorsichtig und schlau, doch irgendwann trieb sie der Hunger nach draußen und in die Frachträume. Alles sah danach aus, als würde Strippes sich ausruhen oder schlafen, doch er war hellwach. Da, es raschelte, dann hörte er das trippeln kleiner Füße. Bewegungslos verharrte er. Langsam schob sich eine kleine Nasenspitze durch den Spalt und schnupperte.
Noch rührte sich der Kater nicht. Jetzt kam eine graue Schnauze und zwei Kulleraugen zum Vorschein. Die Ratte war sehr vorsichtig. Immer noch machte Strippes keine Bewegung.
Die Ratte schien jetzt sicher zu sein, dass keine Gefahr drohte. Sie kam ganz hervor und wollte zu den Fässern rennen. Doch Strippes war schneller. Mit einem kurzen Sprung hatte er sie mit seinen Pfoten niedergedrückt und packte sie im Genick. Die Ratte versuchte, sich zu wehren und zu entkommen, doch gegen Strippes war das aussichtslos. Mit der zappelnden Ratte zwischen den Zähnen suchte er ein Plätzchen, an dem er ein wenig mit der Beute spielen konnte, bevor er sie verspeiste.
Im weiteren Verlauf der Fahrt wurden die schlauen Ratten zwar immer vorsichtiger, aber auch immer hungriger und Strippes und die anderen Katzen machten sich einen Spaß daraus, sie in die Enge zu treiben.
Endlich hatte die GLEN LAURIE ihr erstes Ziel, Boston, erreicht und die Schauerleute gingen daran die Ladung zu löschen. Tom wollte noch eine Besorgung in der Stadt machen.
Als er das Schiff verließ, stellte er mit Erstaunen fest, dass ihm Strippes, Ramses und
Marie-Lou folgten. Nun, wenn sie wollten, Tom hatte nichts dagegen. In der Stadt erregte er ziemliches Aufsehen mit den Katzen, war das ein doch etwas ungewohnter Anblick. Hunde ja, aber Katzen...
Jedenfalls blieben alle bei ihm, auch als er kurz in einem Saloon reinschaute.
Carlos, Silver und Dotty waren an Bord geblieben, sie hatten nicht mitbekommen, dass Tom nicht mehr auf der GLEN LAURIE war. Während Dotty schlief, erkundeten die beiden Kater den Kai und die Hafenanlagen. Sie entfernten sich jedoch nie zu weit vom Schiff. Es lebten einige Katzen hier, aber das waren keine Waldkatzen. Den beiden Katern war das so ziemlich egal und wenn eine davon rollig war, nutzten sie die Situation.
Neue Fracht wurde eingeladen und die GLEN LAURIE machte sich auf den Weg zu ihrem nächsten Etappenziel, New York.
Auch dort folgten die Katzen Tom überall hin und ebenso war es in Philadelphia.
So hatte sich alles eingependelt und mit der Zeit lebten siebzehn Waldkatzen auf der Tarbox Farm.
Zwei Jahre waren vergangen, als Kapitän Enoch Snow in den Ruhestand ging. Er zog nach Provincetown in Massachusetts. Thomas Coon wurde nun Kapitän der GLEN LAURIE und auf allen seinen Reisen begleiteten ihn die Waldkatzen.
Natürlich hatte er als Kapitän mehr zu tun als vorher, er musste sich eigentlich um alles kümmern, doch die Katzen vernachlässigte er dabei niemals.
Und immer folgten sie ihm, wenn er von Bord ging, selbst in die Pubs und Saloons oder wenn er mal wieder mit Geschäftspartnern verhandelte.
Schon bald redeten die Leute von dem verrückten Kapitän Coon und seinen Katzen, doch Tom scherte sich nicht darum und so hörten die Leute auch irgendwann auf zu tuscheln.
Er verschenkte auch immer wieder ein junges Kätzchen, wenn es auf dem Schiff oder auf der Tarbox Farm zu viele wurden.
Und immer häufiger geschah es, dass irgendwo in den Hafenstädten eine Katze einen Wurf langhaariger Jungen hatte.
Dann hieß es wieder: "Schau, wieder eine Coon-Katze!"
Tom bekam das schon mit und irgendwie freute er sich auch darüber.
Manchmal waren geschäftliche Verhandlungen sehr hart und Tom war dann froh, wenn er abends in die Koje konnte.
An einem Tag war es besonders anstrengend gewesen. Sein Geschäftspartner wollte unbedingt die Frachtkosten drücken und Tom hatte Mühe seine Preise durchzusetzen.
Entsprechend müde war er, als er sich in die Koje legte.
In dieser Nacht träumte er wieder.
Da war wieder diese Wiese. Und darauf waren wieder viele der sanften Riesen. Doch diesmal rannten sie herum und spielten miteinander. Tom hatte plötzlich das Gefühl, dass da noch jemand wäre. Alles war irgendwie unwirklich. Er schaute auf den Boden und da sah er ihn, den sandfarbenen Kater. Der schaute zu ihm hoch und fing zu reden an. "Sie waren die Verlorenen, die Verlassenen, doch du hast ihnen einen Namen und damit eine Heimat gegeben. Alle Katzen werden dir dafür immer dankbar sein. Doch die Katzen schätzen nicht wie die Menschen materielle Dinge. Daher ist ihr Dank, dass dein Name nicht vergessen wird und für immer mit ihnen verbunden sein wird."
Der Traum verblasste und Tom wachte auf. Am Fußende der Koje lag Strippes zusammengerollt und schlief. Tom setzte sich auf und strich ihm über das Fell.
Er sah jetzt vieles anders und glaubte das Geheimnis der sanften Riesen zu kennen.
Strippes bewegte sich im Schlaf und Tom strich ihm noch einmal über den Rücken.
Der Kater wachte auf und sah ihn aus seinen unergründlichen Katzenaugen an.
In ihnen lag eine Dankbarkeit, die nicht in Worte zu fassen war.
Der Kater begann leise zu schnurren.
Endlich waren sie angekommen, ihre Reise war zu Ende.
Sie kamen über das Meer aus der Alten Welt, sie jagten, sie kämpften und der Tod war allgegenwärtig, doch sie waren stark, sie haben überlebt. Und nie haben sie Leif und sein Volk vergessen.
Doch mit Hilfe von Kapitän Coon haben sie in diesem Land Maine ihre neue Heimat gefunden.
Und nach dem Land in dem sie nun leben und nach dem Kapitän wird die Sippe der sanften Riesen heute noch benannt: Maine Coon.
Epilog
"Sie hatten wirklich eine lange Reise." sagt Edward. "Ja, das hatten sie," antwortet Miezka, Aber damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende." "Was geschah denn noch?" will Edward wissen.
"Weißt du, sie waren früher nie sehr zahlreich und es gab eine Zeit, da glaubten die Menschen, sie wären ausgestorben. Doch es gab sie noch und mit der Zeit wurden es immer mehr.
Und die Menschen mochten sie sehr.
Es gab da einen Mann, der hiess Joseph E. Brennan, der war der Erste im Staat Maine.
Die Menschen nennen so etwas Gouverneur.
Und er hat den Maine Coon eine Ehre erwiesen, wie sie den Katzen seit der Zeit der Pharaonen nicht mehr zuteil wurde.
Denn nach der Zeitrechnung der Menschen geschah es im April der Jahres 1985 dass eben dieser Gouverneur Joseph E. Brennan die Maine Coon Katzen zu Staatskatzen ernannt hat und sie offiziell in die Staatsbücher von Maine eintragen ließ.
So haben sie nach all ihren Mühen und allen Widernissen zum trotz ihren Platz gefunden.
Und mit den Menschen kamen sie sogar zurück in die alte Welt und der Kreis hat sich geschlossen."
"Miezka, woher kennst du diese Geschichte?"
"Weißt du, ich kenne eine Maine Coon, Milwaukee ist ihr Name. Von ihr habe ich diese Geschichte erfahren. Denn sie hatte einen Sohn, sein Vater war kein Maine Coon Kater, aber das ist nicht wichtig. Dieser Sohn war Mowgli, von dem ich dir erzählt habe."
"Mowgli?" fragt Edward "Etwa dein Mowgli?"
"Ja, Mowgli, mein Gefährte. Ich habe ihn so geliebt, doch er musste dies Welt verlassen, die Krankheit war stärker.
Und darum, kleiner Edward, bitte ich dich, wenn du eine Maine Coon Katze siehst, denke daran, was die Maine Coons durchgemacht haben, wie sie auf ihrer Suche gelitten haben und wie viele gestorben sind und sie doch allen Widernissen zum Trotz blieben, was sie immer nur sein wollten: Die sanften Riesen."